Tutzing(fo) - "Alles blöd. Ende." Dieses Bild mit den Zeitungslettern würde Sybille Thomsen-Hiebl am liebsten ans Ende jeder Ausstellung hängen. Kunst darf man nicht zu ernst nehmen, sie soll Spaß machen, meint sie. Obwohl sie schon von Kindesbeinen an in diesem Metier steckt. Allerdings gibt es auch noch anderes: Thomson-Hiebl war Arzthelferin, jetzt ist sie Möbelpackerin und fährt Lkw. Sie kann zupacken und tut das auch beim Malen. Kräftiges, Bestimmtes, Expressives geht ihr leicht von der Hand.
Dennoch probiert sie sich noch aus, wandelte vom Gegenstand über den Surrealismus zur Abstraktion und übt neuerdings Menschenbilder. Selbst, ist dieser.Mensch vor allem eines nicht: ütberkandidelt.
Die Tutzingerin aus einer künstlerischen Familie gab sich bei der Vernissage im Rathaus so, wie sie Bürgermeister Lederer beschrieb: "Sie war schon immer ein zielstrebiges Geschöpf. Sie ist eine Wilde -und sie kann ein lustiges Haus sein.
Wild sind so manche Bilder. Freie Kompositionen, kräftig, dick, kantig, regelrecht unausgewogen, folgen diesem
Charakterzug. Was hier an Balance fehlt, ist bei den gegenständlicheren Bildern dynamisch in Szene gesetzt. Die Toskana in schwarz-grau-weiß kontrastiert den Schwung einer Landschaft mit der unmittelbaren Flächigkeit von Häusern. Lila Akzente geben diesem expressiven Stimmungsbild jenseits aller Klischees den eigenwilligen Ausdruck. Gleich daneben Highlight II und III: eine Berglandschaft mit einem Stück Sonne. Aufgewulsteter Grund, dicke Farbe, leichte Vogelperspektive lassen die Bergflanken wogen. Hier herrscht wuchtige Farbharmonie vor, daneben leuchtet grell ein ungewöhnliches Format, dem wohl Tulpen als Vorlage gedient haben.
Die restlichen hervorstechenden Arbeiten sind im Rathaus verteilt. Ein Kopf blickt mit collagiertem Zyklopenauge in die Runde, Pompeji geht als rotschwarze, schattierte und gut gewichtete Farbkomposition unter, "Luft' ist weißes, federleichtes Gewölk: Wenn Thomsen-Hiebl beim Gegenstand - etwa einem roten Rhino - kräftige Konturen setzt, wirkt es expressiv, bei der Abstraktion dagegen unrund. Übergänge sind da die Lösung: Aus dem Dunkel etwa blickt der Judaskuss" hervor.
Durchaus schwere 'Themen für ein sonniges Gemüt, das bei den einfachen Karikaturen vergnügt ein lüsternes Paar aneinander vorbeispringen lässt, Hausfau und Kids auf dem Arm nimmt. Thomsen-Hiebl will sich und alles ausprobieren. Und ein Strichcode im Farbenmeer frägt frech: "Was kostet die Welt?"
Noch bis zum 10. Juni sind die Werke von Sybille Thomsen im Tutzinger Rathaus zu sehen.